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Queer Monday

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Jeden 2. Montag im Montag präsentieren wir als Queer Monday, teilweise in Zusammenarbeit mit dem Cinema, Vorpremieren und aktuelle Filme, die es meistens nicht ins reguläre Kinoprogramm schaffen. 
Zusätzlich stellen wir auch thematische Reihen zusammen.
Hier ist unser Archiv mit den bisher gezeigten Filmen.

Am jeden ersten Novemberwochenende findet das LGBTIQ+ Festival QUEERSTREIFEN statt. Das hat eine eigene Website.

Jüdisches Leben zum Welt-Aids-Tag
Mit der FSG – Aids-Hilfe Münster

TABOO – Amos Guttman

Das Leben und die Kunst eines wahren Rebellen, der mit 37 Jahren an den Folgen von Aids starb

In seinem kurzen Leben blieb Amos Guttman ein rotes Tuch für das konservative israelische Filmestablishment. Als schwuler, rumänischer Migrant fand er nie wirklich seinen Platz in seiner neuen Heimat. Guttman war ein Künstler, der Filme nicht für die Massen, sondern für eine kleine, verstreute Gemeinschaft machen wollte. So erinnern seine Filme an die von Derek Jarman oder die Frühwerke von Pedro Almodóvar.

Obwohl er die militaristische Kultur Israels scharf kritisierte, verstand sich Guttman nicht als „politischer“ Filmemacher im herkömmlichen Sinn. Sowohl in seinen Filmen als auch in seinem persönlichen Leben widmete er sich den Lebensrealitäten von Außenseitern und Gesetzlosen. Sein Blick galt stets den verborgenen Subkulturen und marginalisierten Gruppen – Migrant*innen, Palästinenser*innen, israelischen Araber*innen, Transgender-Personen, Sexarbeiter*innen, effeminierten Schwulen, Verwahrlosten, verarmten Waisen und inzestuösen Geschwistern. In Guttmans filmischer Welt koexistierten Dekadenz und Leiden mit Schönheit und Mitgefühl. 

TABOO: AMOS GUTTMAN gibt einen einzigartigen Einblick in die letzten Tage des Künstlers. Der Film enthält sein letztes Interview, das geführt wurde, während er im Sterben in der Wohnung seiner Mutter lag – ein bisher unveröffentlichtes Zeugnis seines bleibenden Geistes.

Israel 2024 · R & Db: Shauly Melamed · K: May Abadi · hebrä.OmU · 76′

So 1. Dezember 2024 • 17:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Foto Amos Guttmann

Amos Guttman

Guttman, 1954 in Rumänien geboren, war ein Pionier des queeren israelischen Kinos. Er drehte den ersten israelischen Film mit einem queeren Thema, inspiriert von seinen eigenen Erlebnissen. Mit sieben Jahren zog er mit seiner Familie aus Siebenbürgen nach Israel und studierte Film an der Schauspielschule Beit Zvi. Zwischen 1975 und 1982 drehte er drei Kurzfilme und 1983 folgte sein erster Spielfilm, „Drifting“. Weitere Werke waren „Bar 51“ (1985), „Himmo, König von Jerusalem“ (1987) und „Amazing Grace“ (1992). Guttman, der offen schwul lebte, behandelte in seinen Filmen oft das Leben von queeren Personen. Sein Werk zeichnete sich durch eine markante Bildsprache aus. Viele israelische Schauspieler, wie Jonathan Sagall und Alon Abutbul, verdanken ihm ihren Durchbruch. Sein Einfluss auf das israelische Kino bleibt bedeutend.
Amos Guttman verstarb 1993 an den Folgen von Aids und hinterließ ein kleines, aber eindrucksvolles filmisches Erbe.

Jüdisches Leben zum Welt-Aids-Tag
Mit der FSG – Aids-Hilfe Münster

Amazing Grace

Ein bewegendes Drama über Liebe und Verlust inmitten der Aids-Pandemie

Der 18-jährige Jonathan zieht aus dem chaotischen Haushalt seiner Familie in eine eigene Wohnung, um mit Miki zusammenzuleben. In dieser Zeit begegnet er Thomas, dem Sohn und Enkel seiner Nachbarn, der gerade aus den USA nach Israel zurückgekehrt ist. Thomas ist an Aids erkrankt und nach Israel zurückgekehrt, um sich auf seinen Tod vorzubereiten und Abschied zu nehmen.

Gleichzeitig pflegt Jonathans eigene Familie ihre teils angespannten Beziehungen in einem Haus, nur ein paar Blocks entfernt. Seine Mutter, sein Bruder und seine Schwester ringen miteinander, während sie beobachten, wie Jonathan seinen Weg ins Erwachsenenleben sucht.

»AMAZING GRACE ist ein schwuler – und ein sehr israelischer – Film. Im Streit der Mutter und Großmutter von Thomas wird die Tradition der Beschäftigung mit dem Holocaust weitergeführt. Zugleich gilt der Film als eine gelungene Beobachtung des Lebensgefühls junger Israelis. Der Film ist wegen der Darstellung der Schwulenszene in Israel sehr umstritten gewesen.« (Filmfest Braunschweig 1995)

»Ein bewegender und aufwühlender Film mit stark autobiographischen Zügen. Sein Regisseur starb 1993 an Aids.« (Verzaubert Filmfestival 1994)

HESED MUFLA · Israel 1992 · R & Db: Amos Guttman · K: Yoav Kosh, Amnon Zlayet • Mit Sharon Alexander, Aki Avni, Dvora Bartonov, Ishai Golan u.a. · ab 18 J. · hebrä.OmU · 99′

So 1. Dezember 2024 • 19:00 Uhr im Cinema (kleiner Saal)

Baldiga – Entsichertes Herz

Das Porträt eines radikalen und komplexen Künstlers

West-Berlin 1979. Jürgen Baldiga, Sohn eines Essener Bergmanns, ist gerade in die Stadt gezogen und beschließt, Künstler zu werden. Er arbeitet als Stricher und Koch, schreibt Gedichte und Tagebuch. Mit seiner HIV-Infektion entdeckt er 1984 die Fotografie. Seine Bilder sollen die Zeit anhalten und die Wirklichkeit einfangen: Sie zeigen seine Freunde und Lover, wilden Sex und das Leben auf der Straße und immer wieder die lustvollen Tunten des Schwulenclubs SchwuZ, die zu seiner Wahlfamilie werden. Zwischen Verzweiflung und Begehren, Auflehnung und unbändigem Überlebenswillen wird Baldiga im Angesicht des nahen eigenen Todes zum Chronisten der West-Berliner Subkultur. Als er 1993 im Alter von 34 Jahren stirbt, hinterlässt er tausende Fotografien und 40 Tagebücher – ein einzigartiges künstlerisches Vermächtnis.

Entlang von Baldigas poetischen Tagebüchern und schonungslosen Bildern sowie über die Erinnerungen von Wegbegleiter:innen zeigt „Baldiga – Entsichertes Herz“ den Künstler nicht nur als bahnbrechenden Fotografen, sondern auch als Aids-Aktivisten und engagierten Kämpfer gegen die Stigmatisierung schwuler Lebensentwürfe. Das Porträt eines radikalen und komplexen Künstlers – und der sagenumwobenen schwulen West-Berliner Szene der 80er und frühen 90er Jahre, die Baldiga so einfühlsam und authentisch fotografisch einfing wie niemand sonst.

Deutschland 2024 · R: Markus Stein · Db: Ringo Rösener · K: Florian Lampersberger • Mit: Tima die Göttliche, Ichgola Androgyn, Ingo Taubhorn u.a. · ab 16 J. · 92′

Mo 9. Dezember 2024 • 20:45 Uhr im Cinema (großer Saal)